Schulgeschichte

Schulgeschichte

Gymnasium auf dem Ostufer


Die Entstehung des Gymnasiums Wellingdorf – bis 1970 das einzige Gymnasium auf dem Kieler Ostufer – beginnt im Jahre 1914. Als mit der Reichsgründung 1871 und der Verlegung des Reichskriegshafens von Danzig nach Kiel die Einwohnerzahl besonders auf dem Ostufer der Kieler Förde rapide anstieg (Zwischen 1895 und 1905 verdoppelte sich die Einwohnerzahl ganz Kiels.), wurde nach jahrelangen Bemühungen der Stadt im Jahre 1914 die” Königliche Realschule i.E.” gegründet, in dem Schüler von Sexta bis Untersekunda unterrichtet werden sollten. Es gab zunächst jedoch kein Gebäude für die Schule, so dass die 41 Sextaner und 17 Quintaner von 1914 bis 1917 erst in der Gaardener Doppelmittelschule, dann in der Oberrealschule II am Königsweg und in der Fröbelschule gastieren mussten.

1917 war die “Wanderschule ” inzwischen auf vier Jahrgänge angewachsen und benötigte weitere Unterrichtsräume. Sie bezog den Ostflügel der Wellingdorfer Mittelschule (Bild links), also einen Teil unseres heutigen Altbaus, den Baumeister J. Theede 1911 als städtische Mittelschule für Jungen und Mädchen errichtet hatte. 1918 wird die Schule in ” Staatliche Realschule zu Kiel ” umbenannt.

1919 machten die ersten Untersekundaner ihre Abschlussprüfungen. Ab 1923 besuchten auch einige Mädchen die Schule. Als “Staatliche Oberrealschule” darf unsere Schule ab 1927 das Abitur abnehmen. (Oberrealschulen hatten eine neunjährige Schulzeit ohne Latein; das Abitur berechtigte nur zum Studium der Naturwissenschaften und technischen Fächer.) 1932 zog die Mittelschule aus dem Gebäude aus. Im Zuge der Schulreform 1938 wurde unsere Schule in “Staatliche Oberschule für Jungen” umbenannt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges haben Bomben das Schulgebäude zu großen Teilen zerstört; über 100 Schüler sind im Krieg gefallen.

Zwischen 1945 und 1954 erfolgte der Wiederaufbau; Unterricht wurde bereits seit 1945 in provisorischen Räumlichkeiten erteilt. Die “Staatliche Oberschule Kiel-Wellingdorf” vergrößerte sich rasch, so dass 1958 und 1964 Erweiterungsbauten hinzugefügt werden mussten. 1969 ist die Schule mit ca. 1200 Schülern und Schülerinnen das größte Gymnasium des Landes Schleswig-Holstein.

Das staatliche Gymnasium ging 1982 in die Trägerschaft der Stadt Kiel über und heißt seitdem “Gymnasium Wellingdorf”. 1986 wurde das Gebäudeensemble durch das Oberstufengebäude noch ein letztes Mal erweitert.

Im Mai des Jahres 2014 hatte die Schule Grund zu feiern, denn sie wurde 100 Jahre alt. Gefeiert wurde eine ganze Woche lang, vom 19. bis zum 24. Mai. Es begann mit einem Festakt im Kieler Schloss, bei dem auch die damalige Bildungsministerin und der Stadtpräsident der Schule anwesend waren. Es schloss sich ein umfangreiches Festprogramm an. Eine Kunstausstellung wurde eröffnet, ein Sportfest mit Vergleichskämpfen gehörte dazu und auch ein Theaterabend. Besondere Aufmerksamkeit fand die Ausstellung „Das Gymnasium Wellingdorf im Wandel der Zeit. Früher – Heute – Morgen“. Zum Abschluss wurde ein festlicher Ball gefeiert.

Literatur:
Breit, Günter – Geckeler, Christa – Schöner, Hans – Stutzer, Ilse – Zenk, Maren: Das Gymnasium Wellingdorf   Eine Schule auf dem Kieler Ostufer 1914 – 1989; Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Hrsg. Jürgen Jensen, Bd. 75; Kiel 1989.

Raetzell, Louise – Rohm, Malte Zenk, Maren: Gymnasium Wellingdorf 1989-2014, Kiel 2014.

Breit, Günter: Das Kieler Ostufer, Bevölkerungsstrukturen und Existenzgrundlagen seit Beginn der Industrialisierung; Kieler Arbeitspapiere zur Landeskunde und Raumordnung, Hrsg. H. Achenbach et al., Bd. 37; Kiel 1998.

Die Geschichte des Kieler Ostufers

Das Kieler Ostufer besteht aus den Stadtteilen Gaarden, Ellerbek, Wellingdorf und Neumühlen-Dietrichsdorf. Diese waren früher eigenständige Dörfer und wurden in der Zeit von 1901 – 1924 eingemeindet.
Das Gymnasium Wellingdorf war das erste Gymnasium auf dem Kieler Ostufer.

Gaarden

Das heutige Gaarden, das erstmals im 12. Jahrhundert dokumentarisch erwähnt wurde, findet seine Ursprünge in zwei Dörfern, Klösterlich Gaarden und Fürstlich Gaarden. Die Höfe von Fürstlich Gaarden standen rund um den Vorgänger der heutigen Lübecker Chaussee, während sich das andere Ursprungsdorf, Klösterlich Gaarden, auf dem Gebiet der heutigen Werftstraße befand. Beide Dörfer waren von idyllischen Salzwiesen und Obstbäumen umgeben, so dass es zu feuchten Jahreszeiten wegen des morastigen Untergrundes nur einen Weg aus schmalen Holzplanken gab, um nach Kiel zu gelangen. Im Volksmund nennt man ihn heute noch die “Kippe”.

Am Anfang dieses Jahrhunderts änderten sich die Verhältnisse in den Dörfern, die vornehmlich von Bauern und Kleinhandwerkern bewohnt waren, und das moderne Gaarden entstand.
Im Zuge der Industrialisierung verdrängten bald Werften den Ortsteil Klösterlich Gaarden und ein neuer Eisenbahnanschluss verband das Industriegebiet mit dem Kieler Hauptbahnhof. Mehrgeschossige Mietshäuser bestimmten das Bild des neuen Ortes, wohingegen Fürstlich Gaarden schließlich eingeebnet und zum Güterbahnhof umfunktioniert wurde.

Bis zum Jahre 1910 hatte sich die Einwohnerzahl verzehnfacht (4520 Einwohner) und die     ehemaligen Dorfsiedlungen entwickelten sich im Laufe des Jahrhunderts zu einem städtisch geprägten Viertel, das ein eigenes Rathaus und Elektrizitätswerk besaß.

Ellerbek

Das Dorf Ellerbek entstand im 13. Jahrhundert dort, wo der Erlenbach in die Förde mündete. Es erhielt seinen plattdeutschen Namen nach diesem kleinen Fluss. In der Nähe der Erlenbachmündung konnte man ein Fährboot besteigen und nach Kiel übersetzen; denn die Uferstraße nach Kiel war häufig überschwemmt. Neben der Boots- und Schifffahrt waren Fischerei und Fischräucherei die wichtigsten Erwerbszweige. So lässt sich der Weltruf der Kieler Sprotten auf Ellerbeker Räuchereien zurückführen, in denen die kleinen Fische für ihre großen Reisen – sie wurden bis nach Sachsen und Thüringen gehandelt – haltbar gemacht wurden. 1666 schlossen sich die Ellerbeker Fischer aufgrund der Brandgefahr in den Räuchereien zu einer Brand- und Schützengilde zusammen, später “Buttgilde” genannt, weil bei Gildefesten Gäste am Ellerbeker Strand kostenlos mit gebratenem Butt und anderen Fischspezialitäten bewirtet wurden.

Wellingdorf

Über die Gründung ist nichts bekannt. Der Ort wird 1315 zum ersten Mal erwähnt. Der Name ist eventuell aus der Landschaft entstanden (alter Name Belendorp, bel=ballig, wellig), die sehr hügelig ist beziehungsweise war. Das Wort könnte aber auch von einem Personennamen hergeleitet sein. Wellingdorf war ein reines Bauerndorf, dessen Häuser rechts und links der Schönberger Straße standen. Diese verband alle Dörfer des Ostufers mit der Stadt Kiel und der Probstei. Um 1855 lebten in Wellingdorf 366 Einwohner, die sich ausschließlich von der Landwirtschaft ernährten. An der Stelle, an der heute das Gymnasium Wellingdorf steht, wohnte einst der Bauer Langmaak, der 33 Hektar Land besaß.

Neumühlen und Dietrichsdorf

Nördlich der Schwentine lagen die beiden Dörfer Neumühlen und Dietrichsdorf.

Neumühlen war eigentlich kein Bauerndorf, sondern hatte einen mehr gewerblichen Charakter. Dieser wurde durch zahlreiche Mühlen geprägt, die dem Ort auch seinen Namen gaben. Alle Bürger aus Kiel und den Dörfern der Umgebung, die Ackerbau betrieben, mussten ihr Korn in Neumühlen mahlen lassen. Für die Kornanlieferung vom Westufer der Förde war extra ein durch Eid gebundener Bootsführer eingestellt, der das Getreide nach Neumühlen schaffte und das Mahlen beaufsichtigte.

Dietrichsdorf dagegen war ein reines Bauerndorf, das 1855 nur 234 Einwohner hatte.
Ein sprunghafter Wandel setzte ein, als sich die Schiffswerft von Georg Howaldt 1876 an der Schwentinemündung niederließ. Später hieß sie Kaiserliche Werft, aus ihr ging die HDW (Howaldtwerke-Deutsche Werft) in Gaarden hervor. Die Einwohnerzahl von Dietrichsdorf stieg in der Zeit von 1867 bis 1905 von 284 auf 5136.