Wir wollen Schachschule werden

Wir wollen Schachschule werden


Am 30. März berichteten die Kieler Nachrichten darüber, dass unsere Schule Schachschule werden möchte. Einige Mitglieder der Schach-AG sind interviewt worden und erzählen, warum ihnen Schach so wichtig ist. Hier ist der Artikel komplett nachzulesen: Gymnasium Wellingdorf will Schachschule werden.

Kiel. Das Kieler Ostufer ist im Schachfieber: Nach der Adolf-Reichwein-Schule will auch das Gymnasium Wellingdorf zur Schachschule werden. Knapp 30 Jugendliche taktieren hier jeden Mittwoch und Freitag in einer Arbeitsgemeinschaft mit Springer, Läufer und Co. auf dem schwarz-weißen Brett. Das hilft auch beim Lernen.

„Wir waren als Kinder immer mit unserer Familie in der Gaardener Bücherei und da gab es ein Schachbrett. Das fand ich interessanter als die Bücher“, erzählt Savas Arslan, der mit seinem älteren Bruder Renas (15) in die AG geht. Nach den ersten Partien habe er immer besser werden wollen. Der Zwölfjährige spielt wie eine Handvoll anderer inzwischen auch abseits der Schule im Verein.

„Schach wird oft unterschätzt und nicht als richtiger Sport gesehen, aber das ist es“, betont Jale Schulz. „Schach ist alles andere als langweilig.“ Die 15-Jährige spielt seit der ersten Klasse. „Ich bin durch meinen Vater dazu gekommen, weil er damals Figuren selbst gemacht hatte.“ Von ihm hat sie die ersten Züge gelernt. „Es hat mir so gut gefallen, dass ich schon in der Grundschule in die AG gegangen und bei Turnieren angetreten bin.“

Jale ging früher auf die Adolf-Reichwein-Schule, die sich wie die Klaus-Groth- Schule in Kiel bereits „Schachschule“ nennen darf. Um das Gütesiegel vom Jugendverband des Deutschen Schachbundes, das sechs Schulen in Schleswig-Holstein tragen, bewirbt sich auch das Gymnasium Wellingdorf. Voraussetzungen sind etwa qualifizierte Trainer, mindestens acht Schachsets und ein Trainingsraum. „Schach muss dafür fest ins Schulleben integriert sein“, sagt Sozialarbeiterin Heike Friedrich. Sie leitet mit Dennis Papesch die AG sowohl am Gymnasium als auch an der Adolf-Reichwein-Schule.

Die Fünft- bis Siebtklässler feierten zuletzt Erfolge. Savas Arslan, Ugne Bilotaite, Sengzuly Amphonephong und Jakob Schröder haben als Team in ihrer Altersgruppe die Landesschulmeisterschaft gewonnen. „Wir waren alle vier Brettbeste mit den meisten Punkten nach allen sieben Spielen“, so Jakob. Sie dürfen bald nach Bad Homburg zum Bundeswettbewerb fahren.

Zur Vorbereitung spielten sie natürlich viel untereinander. „Ich spiele auch oft online. Da gibt es gute Schach-Plattformen, auf denen man gegen Leute aus der ganzen Welt antreten kann“, sagt der Zwölfjährige. Zur AG gehören zudem Theoriestunden. „Da schauen wir uns taktische Züge an oder analysieren unsere Spiele“, so Savas. Mit seinem Bruder kann er zu Hause trainieren. Ihre Eltern beherrschten dagegen nur die Basics. „Aber wir haben sie so begeistert, dass sie mit zu jedem Turnier kommen.“

Die AG-Mitglieder tragen ihr Hobby auch in ihre Klassen. „Wir haben unseren Mitschülern in einer Einführungsstunde die Regeln erklärt und ein kleines Turnier gespielt. Das hat großen Anklang gefunden“, sagt Renas. Manche seien danach in die AG gekommen, aber einige spielten doch lieber nachmittags Fußball.

Ihre schulischen Leistungen profitierten von ihrem Hobby, berichten die Jugendlichen. „Schach ist ein Rechensport, weil wir berechnen müssen, was der andere als Nächstes für Züge machen könnte. Das hat mir sehr für Mathe geholfen“, sagt Savas. Beim Spiel auf Zeit müssen sie unter Druck nachdenken und sich konzentrieren. Das übe für Klausuren, in denen die Situation ähnlich sei, glaubt Jale.

Laut Sozialarbeiterin Friedrich vermittelt Schach außerdem, wie wichtig Regeln sind. Das Spiel sei soziales Kompetenztraining und helfe, eine Frustrationstoleranz zu entwickeln. „Beim Schach kannst du keinen Zug zurücknehmen. Wenn du etwas machst, hat das Folgen für den Spielverlauf“, sagt Renas. „Das kann man gut ins normale Leben übertragen.“ Er überdenke nun Taten und ihre Konsequenzen stärker.

Anne Holbach, Kieler Nachrichten